Wenn Silvia Bertuzies am 1. Mai in den Ruhestand geht, blickt sie auf 29 Jahre an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät zurück. Wenige Tage vor ihrem Abschied gab sie Auskunft darüber, wie sie an die Leibniz Universität kam, warum sich ihr Arbeitsplatz in den Jahren verändert hat und was ihr zukünftig fehlen wird.
Frau Bertuzies, Sie werden am 3. März die Tür Ihres Büros im Institut für Produktionswirtschaft hinter sich schließen und in den Ruhestand gehen. Welches Gefühl überwiegt in diesen Tagen - Vorfreude oder leise Wehmut?
Teil, teils. Vorfreude natürlich. Einerseits kann ich endlich frei von zeitlichen Einschränkungen die Dinge tun, die ich schon eine Weile geschoben habe. Andererseits war ich immer gern an der Uni, habe die Vielfältigkeit des Arbeitsplatzes und den Umgang mit den Menschen um mich herum sehr geschätzt. Und schließlich ist es ein weiterer Lebensabschnitt, der endet.
Was werden Sie am meisten vermissen, wenn Sie an Ihre Zeit in der Leibniz Universität zurückdenken?
Der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen wird mir fehlen.
Sie haben am 1. Juni 1992 Ihre Tätigkeit als Verwaltungsangestellte im damaligen Institut für Unternehmensplanung, Abteilung Produktionswirtschaft, unter Leitung von Professor Dr. Reiner Steffen aufgenommen. Die Kolleginnen und Kollegen saßen ja in dieser Zeit noch in Limmer. Was hat Sie damals an die Leibniz Universität geführt?
Eine liebe Nachbarin, die an der Fakultät beschäftigt war, wies mich auf eine Stellenausschreibung hin, schwärmte in den höchsten Tönen vom „Lehrstuhl Produktionswirtschaft“, dem Chef dort und von den Mitarbeitern. Ich stellte mich vor und wurde tatsächlich eingestellt. Für die Eingruppierung nach BAT musste ich damals noch eine Schreibmaschinenprüfung ablegen.
Welche Unterschiede fallen Ihnen ein, wenn Sie, abgesehen von der Einführung moderner Kommunikationsmittel, Ihren Arbeitsplatz von damals mit dem heutigen vergleichen?
Die modernen Kommunikationsmittel muss man schon anführen, denn dadurch hat sich fast alles verändert. Ohne E-Mail musste vieles per Telefon erledigt werden und auch die Recherchen ohne Internet waren umständlich und zeitraubend. Wir hatten überlaufene Sprechstunden, haben die Schreibmaschine benutzt, endlos Unterlagen kopiert, Skripte herausgegeben, Fünf-Stunden-Klausuren beaufsichtigt und vieles mehr. Von einer anfänglichen Schreibkraft hat sich mein Arbeitsplatz immer mehr zu einer Assistenzstelle gewandelt.
Am 1. April 2003 wurde dann Professor Dr. Stefan Helber Ihr Vorgesetzter. Nach 18 gemeinsamen Jahren versteht man sich vermutlich ohne Worte, oder?
Ja. Man lernt sich im Laufe der Zeit ganz gut kennen, weiß, was der Chef nicht leiden kann oder was er bevorzugt. Wenn man auf eine gute Zusammenarbeit Wert legt, geht man auf den anderen ein, nimmt Rücksicht und weiß, dass man sich aufeinander verlassen kann. Dies beruht sicherlich auf Gegenseitigkeit und so haben wir meines Erachtens über die vielen Jahre hinweg entspannt miteinander gearbeitet.
Wenn Sie noch einmal Ihre Zeit im Institut Revue passieren lassen, was waren die größten Herausforderungen?
Der Wechsel des Vorgesetzten war für mich der größte Umbruch. Es dauerte eine Zeit lang, bis ich mich wieder auf all das Neue um mich herum eingestellt hatte.
Werden Sie Ihrer Nachfolgerin Karen Strzys einen Rat mit auf den Weg geben?
Ich glaube, Karen Strzys braucht keinen Rat von mir. Sie ist ja selbst eine langjährige Mitarbeiterin der Fakultät und kennt die Abläufe. Ich wünsche ihr vielmehr einen guten Start, Freude und Erfolg am neuen Arbeitsplatz.
Es heißt ja, Ruheständler haben nie Zeit. Womit haben Sie die Monate nach dem 1. Mai verplant?
Zunächst steht Gartenarbeit an, eine in mir verschüttete Fremdsprache muss dringend ausgegraben werden und dann haben mein Mann und ich Reisepläne. Hoffentlich ist Reisen bald wieder ohne Einschränkungen möglich.
Herzlichen Dank für Ihre Auskünfte.
Die Fragen stellte Birgitt Baumann-Wohlfahrt.