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„Ein Impuls, den ich mitnehme, ist die Erfahrung, wie wichtig gute Kommunikation in einer Teamarbeit unter hohem Zeitdruck ist.“

„Ein Impuls, den ich mitnehme, ist die Erfahrung, wie wichtig gute Kommunikation in einer Teamarbeit unter hohem Zeitdruck ist.“

© Foto: Institut für Statistik
Sie waren die einzigen deutschen Teilnehmenden beim Econometric Game 2025: Mengran Sun, Natalie Rogge, Krischan Fitter und Jendrick Itzen (v. l.).

Seit 1999 veranstaltet die Universität von Amsterdam das ECONOMETRIC GAME, einen internationalen Ökonometriewettstreit für Studenten und Doktoranden, der von der ‚Vereniging Studenten Actuariaat, Econometrie & Operationele Research‘ (VSAE) organisiert wird. Die vierköpfigen Teams, zu denen maximal zwei Doktoranden gehören dürfen, bearbeiten bei dem Wettbewerb eine Fallstudie. Nach zwei Tagen qualifizieren sich die zehn besten Teams und die Finalisten lösen am dritten Tag einen weiteren Fall.

 

Das Institut für Statistik der LUH blickt bereits auf langjährige Erfahrungen in Amsterdam zurück. „Es ist für uns eine Ehre, dass wir zum 15. Mal an dem sicherlich renommiertesten internationalen Ökonometriewettbewerb für Studenten und Doktoranden teilnehmen und uns mit den besten Universitäten der Welt messen können“, freut sich Prof. Dr. Philipp Sibbertsen, Leiter des Instituts.

Erstmals gehörte mit Jendrick Itzen in diesem Jahr ein Doktorand des Instituts für Ökonometrie und Data Science zum Team. Das wurde komplettiert durch die Masterstudentinnen Natalie Rogge und Mengran Sun und den Wissenschaftlichen Mitarbeiter am Institut für Statistik, Krischan Fitter. Er gab nach seiner Rückkehr Auskunft über die diesjährige Fallstudie, die Highlights der Woche und darüber, welche Impulse er aus Amsterdam in seinen Arbeitsalltag in Hannover mitnimmt.

 

Herr Fitter, die diesjährigen Sieger des Econometric Game kamen nicht aus Oxford, Cambridge oder Harvard, sondern von der Universität Warschau. Was hat das polnische Team besser gemacht als die Mitbewerber?

An dieser Stelle erst noch einmal einen herzlichen Glückwunsch an die Kollegen aus Warschau. Es war wirklich interessant, sie kennenzulernen. Ich glaube, das Team von der Universität Warschau ist besonders talentiert im Bereich Machine Learning. Da der Fokus in diesem Jahr auf Vorhersagemethoden lag, konnten sie ihr Können perfekt unter Beweis stellen.

 

Sie haben bereits 2023 am Wettbewerb teilgenommen und mit ihrem Team an der Vorhersage von Mangelernährung von Kindern in Afrika gearbeitet. Was war in diesem Jahr Gegenstand der Fallstudie?

Die Teams mussten sich in diesem Jahr mit Daten des deutschen Energiemarktes befassen.  Durch den Anstieg erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarkraft, insbesondere im Norden Deutschlands, kommt es zu mehr Variation in der Auslastung der Energienetze. Unsere Aufgabe bestand darin, anhand von stündlichen Beobachtungen zu verschiedenen Variablen wie Energiepreisen oder Wetterdaten sogenannte Redispatches vorherzusagen. „Redispatch“ bedeutet dabei, dass Kraftwerksleistung in bestimmten Gebieten angepasst werden muss, um Überlastungen im Stromnetzwerk zu verhindern. Wir mussten außerdem analysieren, welche Variablen den stärksten Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit haben, dass ein solcher Redispatch eintritt.

 

Wie kann man sich als Team auf einen solchen Wettstreit vorbereiten?

Sich wirklich spezifisch vorzubereiten, ist leider sehr schwer. Die Bandbreite der möglichen Themen ist riesig. Ob es um Vorhersagemethoden, Kausalanalysen oder räumliche Analysemethoden gehen wird, weiß man vorher nicht. Eine gute Vorbereitung kann aber trotzdem das Bearbeiten der Fälle der vergangenen Jahre als Team sein, um die Arbeitsteilung und das generelle Vorgehen unter Zeitdruck zu üben.

 

Was war Ihr Highlight während der Woche in Amsterdam?

Zum einen war es wieder spannend, sich mit Leuten aus verschiedenen Ländern auszutauschen, die alle in einem ähnlichen Bereich arbeiten. Zu sehen, an was für Problemen sie arbeiten und mit welcher Motivation die meisten an die Sache herangehen, fanden wir sehr anregend. Zum anderen war der Moment der Abgabe des Reports nach den anstrengenden Tagen voller Arbeit am Datensatz definitiv ein Highlight. Und natürlich die schönen Abende mit ein paar leckeren Getränken zusammen als Team – die haben wir auch sehr genossen.

 

Sie sind Alumnus der LUH und seit 2022 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Statistik. Welche Impulse und Erfahrungen nehmen Sie aus dem Econometric Game in Ihren ganz persönlichen Arbeitsalltag an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät mit?

Ein Impuls, den ich mitnehme, ist die Erfahrung, wie wichtig gute Kommunikation in einer Teamarbeit unter hohem Zeitdruck ist. Wenn man sich gut miteinander abspricht, läuft das Ganze deutlich effizienter. Außerdem empfinde ich es als wichtige Bestätigung, dass die Methoden, die man bei uns im Studium lernt und an denen wir während der Promotion arbeiten, auch für reale und komplexe Probleme in der Wirtschaft verwendet werden können. Sich so etwas wieder klar zu machen, gerade wenn man längere Zeit eher theorieorientiert arbeitet, motiviert ungemein, um sich weiter für gute Forschung und Lehre zu engagieren.

 

Vielen Dank für Ihre Auskünfte.

 

Die Fragen stellte Birgitt Baumann-Wohlfahrt.

 

Für weitere Informationen zum Econometric Game: https://wceconometrics.com/