Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Leibniz Universität Hannover ehrte am 26. April 2023 Professor Dr. Ulrich Schreiber für seine großen Verdienste in der Wissenschaft, u. a. als Forschungsprofessor am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen, mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde.
Er gehörte wohl zu den persönlichsten Momenten dieses Nachmittags, als Dr. Annika Schreiber an das Rednerpult trat und sich an ihren Vater wandte: „Papa, wir sind unfassbar stolz auf Dich.“ Diese Worte haben nicht nur Professor Dr. Ulrich Schreiber und seine anwesenden Familienmitglieder, sondern alle Gäste gerührt, die sich anlässlich der Akademischen Feier im Konzertsaal des Königlichen Pferdestalls eingefunden haben.
Professor Dr. Ulrich Schreiber, Jahrgang 1950, promovierte 1979 an der Universität Mannheim bei Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otto H. Jacobs in Betriebswirtschaftslehre. Nach seiner Habilitation wurde er 1985 als Professor für Betriebswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an die Universität Hannover, wo er bis 1999 tätig war, berufen. Von 1999 bis zu seiner Emeritierung 2019 war er Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der Universität Mannheim.
In ihren Reden würdigten Professor Dr. Maik Dierkes, Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Professor Dr. Volker Epping, Präsident der Leibniz Universität Hannover, und Professor Dr. Kay Blaufus, Leiter des Instituts für Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre, die Verdienste eines Ausnahmewissenschaftlers und renommierten Steuerforschers.
Kay Blaufus beschrieb in seiner Laudatio den maßgeblichen Anteil des Geehrten an der Entwicklung des Fachs. So schilderte er, wie Ulrich Schreiber mit seiner quantitativen ökonomischen Analyse des Steuerrechts für den Paradigmenwechsel innerhalb der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre stand, die sich zuvor primär mit normativen Überlegungen zum Steuerrecht beschäftigt hatte. Mit dem Übergang zur empirischen Forschung wirkte Ulrich Schreiber als Vordenker an einer weiteren methodischen Erneuerung der betriebswirtschaftlichen Steuerlehre in Deutschland mit, die auch dazu beitrug, die Disziplin international sichtbar werden zu lassen.
In seinem fulminanten Festvortrag widmete sich Professor Dr. Schreiber der Frage, was die Steuerlehre in der Steuerpolitik bewirkt hat. Er erläuterte, dass mit dem Netzwerk für empirische Steuerforschung (NeSt) des Bundesministeriums der Finanzen der Weg für eine stärker evidenzbasierte Steuerpolitik geebnet wurde und endete mit einem optimistischen Fazit: „Es gibt also nach wie vor dringliche steuerpolitische Probleme, und es gibt allen Grund zur Hoffnung, dass die nunmehr auch empirisch lieferfähige Steuerlehre zukünftig ihren Teil zu deren Lösung beitragen wird.“